Die Teilnehmer wichtiger Meetings und Workshops dazu zu bringen, ihre Gedanken frei mitzuteilen und vorurteilsfrei zuzuhören, ist zentral für die Rolle und den Berufsstolz von Moderatoren. Menschliche und soziale Dynamiken müssen im Griff sein, bevor es um Arbeitsschritte und deren Ergebnisse gehen kann. Bei erheblichen Unterschieden in Methodik und persönlichem Stil geht es darum, den Teilnehmern zu suggerieren, dass das anstehende Meeting besonders ist und sonst gültige Vorsichtsregeln nicht gelten, wie etwa die, Ideen von Vorgesetzten nur hinter vorgehaltener Hand zu kritisieren.

Aus verständlichen Gründen gehen jedoch auch in solch besonderen Meetings die meisten Teilnehmer auf Nummer sicher, denn sicher ist sicher. Sollen Teilnehmer etwa tatsächlich glauben, dass Chefs, die Kritik generell nicht gerne hören, das ausgerechnet heute tun? Sollen sie dem Moderator zutrauen, sie wirklich vor wissenden Blicken, hochgezogenen Augenbrauen und verdecktem Grinsen zu schützen, die nicht weniger verletzen als unverhohlener Spott? Werden Kollegen kritische Kommentare wirklich vergeben, weil (!) es heute um etwas geht? Wohl eher nicht.

Wer nicht wegbleiben kann oder will, macht meist gute Miene, sagt etwas Konstruktives und Harmloses und signalisiert höfliche Aufmerksamkeit, wenn andere beitragen und helfen, dass die Zeit vergeht. Flipcharts und Whiteboards lassen sich so füllen und Ergebnisse präsentieren, ganz so, als hätte man sich ernsthaft mit dem Thema befasst.